Wirtschaft
GTAI-Nachricht

Wirtschaftswachstum in Lateinamerika legt 2025 einen Zahn zu

24.09.2024

Von Jutta Kusche | Bonn

  • Die Chancen für Lateinamerika stehen gut. Denn das weltweite Interesse an der Region wächst, nicht nur als Lieferant von Energie, Nahrungsmitteln und Rohstoffen. (Stand: 13.09.2024)

Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank haben im Sommer 2024 ihre Wachstumserwartungen für die Region zwar leicht auf 1,9 Prozent gesenkt. Geringere Investitionen, hohe Zinsen und Haushaltsdefizite bremsen die Dynamik. Negativ wirken sich auch die gesunkenen Rohstoffpreise aus. Hinzu kommen die unsicheren Aussichten wichtiger Handelspartner wie den USA, China und Europa. Für 2025 gehen IWF und Weltbank aber wieder von einem Zuwachs des regionalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,7 Prozent aus.

Positiv für Lateinamerikas Konjunktur ist, dass die Inflation in fast allen Ländern zurückgeht. Dadurch werden die Zinsen in den meisten Staaten sinken und die Investitionen tendenziell steigen. 

Erschließung kritischer Rohstoffe gewinnt an Dynamik

Die Erschließung kritischer Mineralien und große Infrastrukturprojekte gehören zu den Wachstumstreibern. So verfügt die Region über die Hälfte der weltweiten Lithiumreserven. Investitionen in diesen Sektor halten an, vor allem in Argentinien, das neben Chile und Bolivien zum sogenannten Lithiumdreieck gehört. Im Gegensatz zu Chile sind die Umweltauflagen in Argentinien weniger streng und im Vergleich zu Bolivien ist das Land deutlich offener für ausländische Investoren.

Perus Wirtschaft erholt sich 2024, Argentiniens erst 2025

Nach einer leichten Rezession geht es in Peru wieder aufwärts. Der IWF rechnet 2024 und 2025 mit einen Anstieg des BIP von 2,5 beziehungsweise 2,7 Prozent. Die nachlassende Inflation und sinkende Zinsen stärken die Wirtschaft, politische Skandale und anhaltende Unsicherheit belasten jedoch das Geschäftsklima.

Wichtige Infrastruktur- und Logistikprojekte nähern sich dem Ende. Im November soll der 3,6 Milliarden US$ teure Megahafen Chancay in Betrieb gehen. Mehrheitlich im Besitz des Staatsunternehmens Cosco Shipping, wird es der erste von China kontrollierte Hafen in Südamerika sein.

Auch in Argentinien dürfte es 2025 nach einer tiefen Rezession wieder aufwärts gehen. Dabei helfen sollen Auslandsinvestitionen, die Präsident Javier Milei mit dem geplanten Incentive-Gesetz für Großprojekte (RIGI) ins Land holen will. Allerdings dürften viele Investoren abwarten, bis sich das Land deutlich stabilisiert hat. Jedoch verzeichnet der Lithiumsektor schon jetzt – wie eingangs beschrieben – ein reges Interesse ausländischer Unternehmen.

Hat Deutschland in Lateinamerika den Anschluss verpasst?

Lange vernachlässigt steht Lateinamerika heute wieder stärker im Fokus Deutschlands. Aus deutscher Sicht bieten sich nach wie vor große Chancen – etwa über Engagements im Rohstoffsektor, im Bereich erneuerbare Energie oder beim grünen Wasserstoff. Auch traditionelle Branchen bieten Potenzial. So ist der Kfz-Sektor die mit Abstand wichtigste Branche für deutsche Unternehmen in Mexiko.

"Lateinamerika ist friedlicher als Osteuropa, weniger korrupt als Afrika und demokratischer als Asien."

Latam Investor, Oktober 2023

Deutschland und Lateinamerika verbindet eine lange Geschichte. In vielen Branchen sind deutsche Unternehmen wichtige Lieferanten. Doch verliert Deutschland in der Region zunehmend an Gewicht. Hingegen ist China in kurzer Zeit zum wichtigsten Handelspartner der meisten lateinamerikanischen Länder aufgestiegen, wie beispielsweise in Brasilien, Chile und Peru. Deutsche Produkte genießen in der Region zwar einen hervorragenden Ruf, können aber auf dem preisorientierten Markt nur schwer mit Waren aus der Volksrepublik mithalten.

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Quelle: GTAI