Logistiker spüren derzeit zahlreiche Schmerzpunkte, vor allem die Seefracht hat schwierige Jahre hinter sich. Zwar sinken Containerpreise und Lieferzeiten, doch die verschiedenen Weltregionen kämpfen mit eigenen Herausforderungen.
Die Seefracht hat schwere Zeiten hinter sich. Im Coronajahr 2020 brachen die internationalen Lieferketten teilweise zusammen, Bilder von überfüllten Häfen und leeren Supermarktregalen gingen um die Welt. Auf das Not-Aus folgte ein Nachholeffekt – der die Lieferketten auf die Probe stellte. Konsumenten fragten beispielsweise viel mehr elektronische Produkte nach als vor der Pandemie, und deren Fertigung erfolgt in globaler Arbeitsteilung. US-Konzerne entwerfen Chips, Unternehmen aus Taiwan fertigen Halbleiter und Fabriken in China bauen damit Smartphones oder Notebooks. Viele Unternehmen hatten ihre Produktion im ersten Halbjahr 2020 zunächst stark zurückgefahren und ihre Lager geleert. Plötzlich wollten alle gleichzeitig ihre Vorräte wieder auffüllen. Zahlreiche Rohstoffe und Komponenten wurden zur Mangelware, die Preise stiegen kräftig in die Höhe.
Wer etwas verschicken wollte, merkte schnell, dass es nicht genügend Leercontainer gab. Die Hersteller, die zumeist in China sitzen, konnten ihre Produktion nicht schnell genug in die Höhe fahren, um die gestiegene Nachfrage zu bedienen. Doch ohne die standardisierten Boxen ist ein moderner Frachtverkehr kaum möglich. Hinzu kam, dass das Reich der Mitte zwecks Pandemiebekämpfung auch noch seine Seehäfen zeitweise schloss. Dort stapelte sich die Ware, und auf See warteten viele Schiffe lange auf die Abfertigung. Auf Satellitenbildern ließen sich etwa vor Shanghai Hunderte Frachtschiffe ausmachen.
Die Mietpreise und Frachtraten für Container schnellten in nie gekannte Höhen. Wer Anfang 2022 einen Container von Shanghai nach Los Angeles schicken wollte, musste dafür 12.000 US-Dollar berappen statt der bis dahin üblichen 2.000 US-Dollar. Auch die Laufzeiten hatten sich erheblich verlängert. Die erhöhten Material- und Logistikkosten mussten die Hersteller auch auf die Endpreise umlegen. Sie sind somit für die hohen Inflationsraten in Europa und Nordamerika mitverantwortlich. Die Reedereien erzielten hingegen hohe Gewinne, für sie war die Krise Rettung in letzter Not: Viele Anbieter hatten in den zehn Jahren vor der Pandemie Verluste eingefahren, mancher war pleitegegangen oder von der Konkurrenz übernommen worden.
Inzwischen hat sich die Lage der Seefracht deutlich entspannt. Die Frachtraten sind 2022 um bis zu 70 Prozent gesunken. Auf der Strecke von Shanghai nach Los Angeles sind die Preise sogar um 80 Prozent zurückgegangen, mit weiterhin fallender Tendenz. Die Transportzeiten nähern sich auch wieder dem Vorkrisenniveau an, doch einzelne Weltregionen haben weiterhin mit anfälligen Liefer- und Transportketten zu kämpfen.
Quelle: GTaI