Die schlechte Stimmung der deutschen Wirtschaft insgesamt verfestigt sich weiter. Das zeigt die Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zu Jahresbeginn 2024, an der sich mehr als 27.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen beteiligt haben.
"Das internationale Geschäft läuft weniger schlecht als befürchtet", kommentierte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben die Ergebnisse bei der Vorstellung am 15. Februar in Berlin. "Bei einigen, im internationalen Geschäft besonders aktiven Unternehmen zeigen sich sogar zarte Lichtblicke."
Allerdings bereite es der DIHK große Sorge, dass sich insgesamt die schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter verfestige. Wansleben: "Beunruhigend ist, dass mittlerweile fast drei von fünf Unternehmen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko sehen. Das ist ein besorgniserregender Höchstwert in unseren Befragungen."
Das Wichtigste in Kürze:
- Die schlechte Stimmung der Unternehmen verfestigt sich.
- Die Geschäftserwartungen bleiben düster. Über ein Drittel aller Unternehmen (gleichbleiben 35 Prozent) haben negative Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate. Nur jeder siebte (14 Prozent nach zuvor 13 Prozent) rechnet mit besseren Geschäften. Im Saldo steigen die Geschäftserwartungen damit nur geringfügig um einen auf minus 22 Punkte.
- Ihre aktuelle Geschäftslage bewerten die Unternehmen noch leicht positiv: 29 Prozent (nach zuvor 30 Prozent) bezeichnen das aktuelle Geschäft als „gut“, 21 Prozent (nach zuvor 22 Prozent) als „schlecht“. Der Saldo der Lagebewertung sinkt erneut von neun auf sieben Punkte. Das liegt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 21 Punkten.
- Entgegen dem Trend der Gesamtwirtschaft entwickeln sich jedoch die Großunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten: Hier steigt der Saldo der Lagebewertung von 16 auf 23 Punkte. Die Erwartungen hellen sich auch deutlich auf und verbessern sich im Saldo um sieben auf immerhin null Punkte. Sie profitieren von deutlich verbesserten Exporterwartungen, angesichts einer überraschend resilienten Entwicklung der Weltwirtschaft: Der Saldo der Exporterwartungen von exportierenden Großunternehmen in der Industrie steigt um 14 auf 23 Punkte. Dagegen hellen sich die Exporterwartungen der gesamten Exportindustrie weniger stark auf und sind noch überwiegend pessimistisch (Saldo steigt um acht auf minus sieben Punkte).
- Die Risiken und Unsicherheiten bleiben hoch. Unternehmen kreuzen im Schnitt mehr als drei (3,1) von insgesamt acht verschiedenen Geschäftsrisiken an. Noch vor der Pandemie waren es im Durchschnitt 2,4.
- Jeweils weit mehr als die Hälfte nennt als die größten Geschäftsrisiken die Energie- und Rohstoffpreise (aktuell 60 Prozent nach 61 Prozent im Herbst 2023), die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (57 Prozent nach zuvor 51 Prozent), den Fachkräftemangel (56 Prozent nach 58 Prozent), die Inlandsnachfrage (55 Prozent nach 53 Prozent) sowie Arbeitskosten (gleichbleibend 53 Prozent, Höchststand).
- Mehr als 7.600 Unternehmen haben bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen von der Möglichkeit der Freitextantworten Gebrauch gemacht. Dabei ist das mit Abstand am häufigsten genannte Stichwort die „Bürokratie“. Etwa 41 Prozent der Freitextantworten beinhalten Bürokratie-Themen, in der Vorumfrage waren es noch „nur“ 38 Prozent.
- Prognose: Angesichts der insgesamt trüben Aussichten und des schwachen Jahresbeginns rechnet die DIHK auch in diesem Jahr mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent. Das wäre erst die zweite Phase mit zwei aufeinanderfolgenden Rezessionsjahren in der deutschen Nachkriegsgeschichte (zuletzt 2002/2003).
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