Das Wachstum bleibt auch 2025 kräftig. Die privaten Investitionen ziehen an. Der neue Tiefseehafen Chancay könnte künftig einen Großteil des Handels mit Ostasien auf sich ziehen.
Von Janosch Siepen | Bogotá
Top-Thema: Neuer Tiefseehafen ordnet Südamerikas Logistik neu
Am 14. November 2024 eröffneten Chinas Staatschef Xi Jinping und Perus Präsidentin Dina Boluarte den von China kontrollierten Hafen von Chancay, 80 Kilometer nördlich von Lima. Cosco Shipping Ports investierte 1,3 Milliarden US-Dollar (US$) in die erste Ausbauphase. Weitere Investitionen sind geplant, um den Hafen zu einem wichtigen Knotenpunkt zwischen Asien und Südamerika zu machen.
Der hoch automatisierte Tiefseehafen von Chancay wird langfristig große Auswirkungen auf Peru und Südamerika haben. Er kann die größten Containerschiffe der Welt abfertigen, was anderen südamerikanischen Häfen nicht möglich ist. Dadurch können lange Routen durch den Panamakanal vermieden werden, sobald die Verkehrsanbindungen zu östlichen Nachbarn wie Brasilien ausgebaut sind. Südamerika wird unabhängiger von Häfen in Mexiko und den USA, für die Häfen in Chile entsteht neuer Konkurrenzdruck.
Die Transportzeiten zwischen Ostasien und Peru verkürzen sich um über zehn Tage, Transporte aus Brasilien können sogar 17 Tage einsparen, so Experten. Die Logistikkosten sinken. Und Perus Wettbewerbsfähigkeit steigt. "Peru kann das Warenvolumen aus Nachbarländern abgreifen. Deutsche Firmen können von gesteigerter Geschäftstätigkeit im Land profitieren", sagt Harald Kunz, Geschäftsführer bei Voith Turbo in Peru.
Der Hafen von Chancay macht Peru zu einer wichtigen Drehscheibe für den Handel mit Asien. Und er könnte die Wirtschaftsleistung des südamerikanischen Landes jährlich um bis zu 1,8 Prozent steigern, schätzt das Produktionsministerium. Geplante Verkehrswege und eine Sonderwirtschaftszone (ZEE) sollen die Anbindung verbessern und Investitionen anziehen. Kritiker befürchten jedoch, dass Chancay nur ein Durchgangshafen ohne lokale Wertschöpfung wird.
Wirtschaftsentwicklung: Investitionen und Exporte schieben Wirtschaft an
Für das Jahr 2024 prognostiziert der britische Informationsdienstleister Economist Intelligence Unit (EIU) ein reales BIP-Wachstum von 3 Prozent, das von einer sinkenden Inflation und einer lockeren Geldpolitik getragen wird. Der Trend dürfte sich 2025 fortsetzen. Die EIU rechnet für das kommende Jahr mit einem BIP-Plus von ebenfalls 3 Prozent. Wachstumstreiber sind der steigende private Konsum und höhere Exporterlöse.
Deutsche Perspektive: "Die peruanische Mentalität verstehen"
Die Mitgliedsunternehmen der AHK Peru beurteilen die Geschäfts- und Konjunkturerwartungen deutlich besser als die befragten Unternehmen im regionalen Durchschnitt, so der AHK World Business Outlook vom Herbst 2024. Auch die Investitionsabsichten sind stärker. Geschäftsrisiken sehen die deutschen Unternehmen vorwiegend in der Entwicklung der Rohstoffpreise, der Wirtschaftspolitik und Störungen in der Lieferkette.
"Zwar ist Peru ein recht kleiner Markt, aber es gibt dennoch viele Geschäftsmöglichkeiten. Anpassungsfähigkeit ist erfolgskritisch."
Harald Kunz
Geschäftsführer bei Voith Turbo in Peru
Laut Kunz sind viele Geschäftsführer deutscher Unternehmen in Peru deutsch-peruanischer Herkunft. "Das ist ein großer Vorteil, um die peruanische Mentalität und die spezifischen Herausforderungen dieses Schwellenlandes besser zu verstehen." Er empfiehlt deutschen Unternehmen, sich mit der Deutsch-Peruanischen Industrie- und Handelskammer (AHK Peru) in Verbindung zu setzen und mit Leuten zu sprechen, die das Geschäft im Land bereits kennen. "Das erleichtert den Markteintritt."
Mit Lieferungen im Wert von über 1 Milliarde US$ lag Peru 2023 auf Rang 70 der bedeutendsten Absatzmärkte Deutschlands. Einige namhafte deutsche Firmen unterhalten seit Jahrzehnten Produktionsstätten oder haben in Peru investiert. Für Unternehmen wie B.Braun, Faber-Castell oder Fraport ist das Land ein wichtiger Standort in der Region. Von der mitunter turbulenten Politik bleibe der wirtschaftliche Alltag der deutschen Unternehmen in der Regel unberührt, berichten Insider.