Wirtschaft

Konjunktur im Herbst: Deutsche Wirtschaft verliert den Anschluss

29.10.2024

DIHK stellt aktuelle Umfrageergebnisse vor

"Zu wenig Investitionen, zu viel Bürokratie, zu hohe Standortkosten – die deutsche Wirtschaft steckt fest. Sie verliert in Europa und international den Anschluss": So fasste Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), die Ergebnisse der neuen DIHK-Konjunkturumfrage bei deren Vorstellung in Berlin zusammen.

Wansleben erinnerte an die jüngste Prognose des Internationalen Währungsfonds, der zufolge Deutschland unter den 41 fortgeschrittenen Volkswirtschaften beim Wachstum aktuell auf Platz 39 liegt: "Wir haben es nicht nur mit einer konjunkturellen, sondern einer hartnäckigen strukturellen Krise am Standort Deutschland zu tun", warnte er am 29. Oktober in Berlin. 

Die Zahlen der DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2024, an der sich rund 25.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen in Deutschland beteiligt haben, gäben es für 2025 nicht her, optimistisch zu werden, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Im Gegenteil, an manchen Stellen lassen die Rückmeldungen der Unternehmen befürchten, dass es noch schlechter kommen könnte. Für 2024 senken wir unsere Prognose auf allenfalls eine 'rote Null'. Auch für das kommende Jahr rechnen wir lediglich mit Null-Wachstum. Das wäre dann das dritte Jahr in Folge ohne realen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt!"

Das Wichtigste in Kürze:

  • Prognose: Die Zahlen geben keinerlei Anlass für Optimismus. Für 2024 senkt die DIHK die Prognose auf eine leichte Rezession (-0,2 %). Auch für das kommende Jahr ist mit Null-Wachstum zu rechnen (0,0 %).
  • Die schlechten Erwartungen aus dem Frühsommer sind betriebliche Wirklichkeit geworden. Die Geschäftslage verschlechtert sich weiter. 26 Prozent der Unternehmen melden eine gute Lage, 25 Prozent eine schlechte. Der Saldo der Lagebewertung setzt den Abwärtstrend fort und sinkt von fünf auf nur noch einen Punkt.
  • Die Geschäftserwartungen der Unternehmen trüben sich ein. Der Anteil der Unternehmen mit negativen Geschäftserwartungen steigt auf 31 Prozent (nach 26 Prozent). Nur 13 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung in den kommenden zwölf Monaten (nach 16 Prozent). Im Saldo sinken die ohnehin bereits negativen Erwartungen von minus zehn auf minus 18 Punkte.
  • Das häufigste Geschäftsrisiko ist erneut die Inlandsnachfrage (59 Prozent nach 55 Prozent), gefolgt von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (57 Prozent, Höchststand) und Arbeitskosten (54 Prozent, Höchststand). Rund jedes zweite Unternehmen beklagt auch Fachkräftemangel (51 Prozent) und Energie und Rohstoffpreise (49 Prozent). Mehr als 6.600 Unternehmen haben bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen von der Möglichkeit der Freitextantworten Gebrauch gemacht. Dabei ist das mit Abstand am häufigsten genannte Stichwort die „Bürokratie“.
  • Trotz einer insgesamt robusten Weltwirtschaft verschlechtern sich die Exporterwartungen der Industrie: 31 Prozent der Unternehmen rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit sinkenden Ausfuhren, nur 19 Prozent mit steigenden. Der Saldo der Exporterwartungen sinkt um sieben auf minus zwölf Punkte.
  • Die Investitionsneigung verschlechtert sich: Während erneut 23 Prozent der Betriebe mit erhöhten Investitionen planen, müssen 33 Prozent Investitionen verringern. Der Saldo der Investitionsabsichten sinkt von minus sieben auf minus neun Punkte.
  • Die Personalpläne der Unternehmen bleiben restriktiv. Nur zwölf Prozent wollen Personal aufbauen, während 24 Prozent von weniger Beschäftigten ausgehen. Der resultierende Saldo liegt mit minus zwölf Punkten (nach zuvor minus sieben Punkten) weiter merklich unter dem langjährigen Durchschnitt von null Punkten.
  • Die Finanzlage der Unternehmen bleibt insgesamt nahezu unverändert: 41 Prozent (nach zuvor 40 Prozent) schätzen ihre Finanzlage als problematisch ein.

Zum Download der DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2024