GTAI-Nachricht
Kooperation

Global Gateway fördert Infrastruktur in Peru

16.07.2024

Europas Konnektivitätsinitiative soll die Infrastruktur in Peru stärken. Gleichzeitig baut China seine Präsenz im Land weiter aus.

Von Janosch Siepen | Bogotá

In Peru versuchen die Europäische Union und China mit ihren jeweiligen Konnektivitätsinitiativen Infrastrukturprojekte voranzutreiben – und das Land enger an sich zu binden. Während China schon seit vielen Jahren in Großprojekte in Peru investiert, präsentierte die Europäische Union ihren 45 Milliarden Euro schweren Investitionsplan Global Gateway für Lateinamerika und die Karibik erst im Juli 2023. Nun soll mit Leuchtturmprojekten und anderen Vorhaben die Infrastruktur in Peru ausgebaut werden. Viele der Projekte waren allerdings bereits vor dem Start von Global Gateway in Planung und stehen teilweise kurz vor der Fertigstellung. 

Die Infrastrukturmaßnahmen sind dringend notwendig. Laut dem Global Infrastructure Index 2023 des Marktforschungsunternehmens Ipsos gehört Peru zu den Ländern, in denen die Bevölkerung mit der lokalen Infrastruktur am unzufriedensten ist. Vor allem Straßen- und Schienenwege sind in den Augen der Bevölkerung unzureichend.

Megaprojekte in Lima mit Unterstützung der EU

Eines der größten Projekte von Global Gateway in Peru ist der Ausbau des Flughafens in der Hauptstadt Lima. Das deutsche Unternehmen Fraport ist Mehrheitsgesellschafter des Flughafens und wird den Bau eines neuen Terminals mitsamt Start- und Landebahn sowie eines neuen Towers für 2 Milliarden US-Dollar (US$) im Dezember 2024 fertigstellen. Laut Unternehmensaussagen wird der Flughafen dann zu den fünf Flughäfen mit der größten Passagierkapazität in der Region gehören. Weitere am Ausbau beteiligte Unternehmen sind unter anderem Steer aus England und Sacyr aus Spanien. Anfang 2023 hatte der Flughafenbetreiber LAP mit den Banken BBVA, IDB Invest, KfW IPEX, MUFG, Scotiabank, Société Générale und SMFG eine Finanzierungsvereinbarung über 1,3 Milliarden US$ für den Ausbau geschlossen. 

Metro profitiert von europäischen Geldern

Ein weiteres Großprojekt ist der Ausbau der Metrolinie 2 in Lima (5,3 Milliarden US$). Global Gateway stellt die Mittel bereit: An der Finanzierung sind unter anderem die deutsche KfW und die französische Entwicklungsbank AFD beteiligt. Neben Hitachi aus Japan und lokalen Firmen sind auch italienische, spanische, französische und luxemburgische Unternehmen mit Baumaßnahmen beauftragt. Herrenknecht aus Schwanau liefert Tunnelbohrtechnik. Nach Fertigstellung soll die Linie täglich 660.000 Personen befördern und so die Umwelt entlasten. Fünf der 27 Stationen sind seit März 2024 in Betrieb, die Linie 2 soll erst 2028 voll funktionsfähig sein. 

In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Streitigkeiten wegen Bauverzögerungen. Cosapi, Teil des Konzessionärs der Metrolinie 2, hat im Rechtsstreit mit der Stadt Lima wegen Bauverzögerungen bereits 40 Millionen US-Dollar erhalten. Zudem droht ein Baustopp wegen fehlender Genehmigungen. Limas Bürgermeister Rafael López Aliaga lehnt den Bauplan ab, weil er ein Verkehrschaos befürchtet.

Gelder fließen in Nahverkehr in Trujillo und Arequipa

Chancen für deutsche und europäische Firmen gibt es auch außerhalb Limas. Auf der EU-Investitionsagenda steht ein Busschnellsystem in der Stadt Trujillo (150 Millionen US$), das von der deutschen Entwicklungsbank KfW finanziert wird. Das Projekt befindet sich in der Studienphase, 2026 soll der Bau beginnen. Projektträger sind die Provinz Trujillo und das peruanische Transportministerium. Benötigt werden unter anderem Busverkehrstechnik, Überwachungskameras und Ampelsysteme. Hinzu kommt eine Stadtbahn in Arequipa (522 Millionen US$). Das Vorhaben befindet sich in der Phase der Machbarkeitsstudien. Hier arbeitet die Provinz Arequipa mit dem Transportministerium als Projektträger zusammen.

Stromverbund soll Energiesicherheit gewährleisten

Ein weiteres wichtiges Projekt ist der Bau einer Stromleitung zwischen Peru und Ecuador (289 Millionen US$) im Rahmen des Andenverbundsystems SINEA. Das Projekt wird von der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Interamerikanischen Entwicklungsbank finanziert. Die Vergabe des ecuadorianischen Teils der Leitung wird 2024 vorbereitet und ist für Ende des Jahres vorgesehen. Die Vergabe für Bau und Betrieb des peruanischen Teils ging Mitte 2023 an das spanische Unternehmen Celeo Redes (Elecnor). Die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant. 

Die Übertragungsleitung wird die Energiesicherheit erhöhen. Derzeit nutzen beide Länder Wasserkraft zur Stromerzeugung. Dies macht sie anfällig für Engpässe, die durch Trockenheit während des Extremwetterphänomens El Niño verursacht werden. Der Interkonnektor wird überschüssige Energie aus Regenfällen in Ecuador übertragen, wenn es in Peru trocken ist. Dadurch sollen die Stromkosten in beiden Ländern sinken.

Weiter zum GTAI-Artikel, um mehr zu erfahren

  • über all die aktuelle Global Gateway Projekte in Perú
  • über den Fortschritt Chinas Konnektivitätsvorhaben in Per
  • Interview mit Olivier Coupleux ist Leiter der Wirtschafts- und Handelsabteilung der EU-Delegation in Peru

Quelle: GTAI